In der aktuellen Diskussion um die Öffnungsstrategien im Tourismus bei zurückgehenden Infektionszahlen begrüßen die Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern den Vorschlag des sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU). „Wir fordern die anderen Bundesländer auf, diesem Weg zu folgen und zukünftig unter deutschlandweit einheitlichen Regeln das Reisen und die Beherbergung zu regeln“, sagte der Präsident des Verbandes der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern, Daniel Rousta, am Montag (1. Februar) in Berlin.
Haseloff hatte am Sonntag bei seinen Vorstellungen zum Tourismus-Neustart zwischen den Beherbergungsarten differenziert und gesagt: „Wenn wir die Inzidenz weiter drücken, können wir darüber nachdenken, Beherbergungsangebote zu ermöglichen. Als erstes in Ferienwohnungen, wo es keine Ballung von Menschen gibt, dann auch wieder in Hotels.“ Damit übernahm der Ministerpräsident eine bereits lange angemahnte Forderung der Fewo-Vermieter – die nun vor einem Wirrwarr unter den Bundesländern in dieser Frage warnen.
Nach der Erarbeitung von Plänen der Urlaubsländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in den vergangenen Tagen hat auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Sonntagabend in der Sendung „Anne Will“ angekündigt, noch in dieser Woche einen Neustart-Ablaufplan vorlegen zu wollen. Details sind allerdings noch nicht bekannt. „Die Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern drängen darauf, dass Niedersachsen dem Vorschlag der fairen Differenzierung von Unterkünften aus Sachsen-Anhalt folgt“, so Verbands-Präsident Rousta weiter. Fewos und Ferienhäuser hätten die besten Voraussetzungen für einen verantwortungsbewussten Urlaub unter abklingenden Pandemiebedingungen.
Unterkünfte unterscheiden sich in dieser Hinsicht ganz klar, dies müsse dringend bei einem möglichen Tourismus-Restart berücksichtigt werden. „Wenn bei den Hilfsgeldern zwischen Hotels und privaten Unterkünften unterschieden wird, muss dies auch bei den Öffnungsbedingungen gelten“, sagte Rousta vor dem Hintergrund, dass private Unterkunftsvermieter keinerlei Hilfsleistungen vom Staat erhielten, während Hotelketten und Tourismuskonzerne mit etlichen Milliarden unterstützt wurden.
Fewos und Ferienhäuser hätten aus pandemischer Sicht wesentliche Vorteile im Vergleich zu Massenunterkünften. Die Gründe für die Unterscheidung der Beherbergungsarten und eine vorgezogene Öffnung der privaten Herbergen sind vielseitig und liegen auf der Hand:
- In Ferienwohnungen und Ferienhäusern verbringen Urlauber autark und ohne zwangsläufige Kontakte ihren Urlaub. Sie verpflegen sich selbst, es gibt keine Begegnungsräume (Flure, Restaurants, Buffets) in denen sich Viren unkontrolliert verbreiten können. Der Urlaub findet quasi in den „eigenen vier Wänden“ statt. Viele Häuser und Wohnungen befinden sich zudem in Alleinlagen.
- Die Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind die einzigen Tourismusanbieter in Deutschland, die für ihre angeordneten Schließungen nicht entschädigt werden. Bis heute haben sie als einzige Gruppe aufgrund steuer- und beihilferechtlicher Gründe keinen Anspruch auf auch nur einen Cent Unterstützung vom Staat, obwohl sie während der Pandemie insgesamt sechs Monate keine Gäste beherbergen durften. Viele Vermieter kämpfen um ihre Existenz.
- Die bislang von anderen Ländern (beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern) vorgelegten Konzepte enthalten teils mehrwöchige Vorlauffristen innerhalb der einzelnen Öffnungsphasen, die sich im Tourismusbereich allein an den Interessen der Hotellerie-Lobby orientieren. In Hotels müssen Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt und große Anlagen wieder in Betrieb gesetzt werden. Ferienwohnungen und -Häuser können jedoch bei Unterschreiten bestimmter Inzidenzwerte, also einem Wegfall der Gefahr, unverzüglich und risikofrei wieder den Gästen angeboten werden.
- Der weit überwiegende Anteil der Gäste von Ferienwohnungen und Ferienhäusern reist mit dem eigenen PKW an, so dass auch hier keine erhöhte Infektionsgefahr, vergleichbar etwa mit einem Flugzeug oder der Bahn gegeben ist.
- Die deutlich gestiegene Nachfrage nach privaten Ferienunterkünften und Urlaub im eigenen Land zeigt, dass viele Reisewillige mit einem umsichtigen Verhalten dazu beitragen wollen, die Pandemie in den Griff zu bekommen und neue Ausbrüche, schlimmstenfalls gar mit eingeschleppten Mutationen, zu verhindern. Die Politik sollte dieses Verhalten wertschätzen. Es wäre vollkommen absurd, wenn auf Basis der anderen vorgelegten Neustartkonzepte Urlaub in Deutschland auch in Ferienunterkünften bis weit nach Ostern verboten bliebe, man jedoch ungehindert mit dem Flugzeug ins Ausland fliegen darf.
Links
Papier Neustart Mecklenburg-Vorpommern
Papier Neustart Schleswig-Holstein
„Haseloff hält Osterurlaub für vorstellbar“ in: Tagesspiegel vom 31.01.2021
Hintergrund
Der Verband der Eigentümer von Ferienwohnungen und Ferienhäusern vertritt als einziger Branchenverband originär die Interessen der mehr als 200.000 privaten Ferienunterkunft-Anbieter in Deutschland. Urlaub in Fewos und Ferienhäusern ist das am dynamischsten wachsende Segment des Inlandstourismus und prägt in vielen Regionen wesentlich das Angebot für Individual-Urlauber, insbesondere Familien und bewusst nachhaltig Reisende. Der direkte Beitrag zum BIP beträgt mehr als acht Mrd. Euro/Jahr, wobei praktisch die gesamte Wertschöpfungskette im Inland verbleibt.
Die Meinung von Herrn Rousta unterstütze ich zu 100%, Auf unserem privaten Ferienhof haben alle Fewos einen separaten Eingang. Unsere Feriengäste können sich aufgrund des weitläufigen Geländes problemlos aus dem Weg gehen. Sie sind bei uns sicherer als in den Großstädten und erst recht in den großen Hotelanlagen mit Gemeinschaftsräumen wie z.B. Restaurants usw.
In Nederland zijn de vakantiehuizen en appartementen steeds opgebleven. Heeft Duitsland nu een minder groot Coranaprobleem? Dacht het niet, alleen vedienen de verhuurders niks!